Braucht der „Ideal-Kunde“ überhaupt Coaching?

Natür­lich gibt es ihn nicht wirk­lich. Jeder hat eine ganz eige­ne Vor­stel­lung, wie er sei. Ob er ihm jedoch jemals begeg­net ist oder ihm je begeg­nen wer­de, möch­te ich bezwei­feln. Den­noch hal­te ich es der Mühe wert, ihn sich vor­zu­stel­len, mit allen Sin­nen. Nur dann wür­den wir ihn doch erken­nen, stün­de er vor uns.

Wie sieht nun unser idea­ler Kun­de aus? Was zeich­net ihn aus? Wel­ches ist sein Metier? Wie gestal­tet er sei­nen Umgang mit ande­ren, mit Kun­den, Mit­ar­bei­tern, Lie­fe­ran­ten, Kol­le­gen, der Fami­lie?

  • Der idea­le Kun­de weiß, dass er ohne sein Team nicht viel aus­rich­ten kann. Er ver­traut dar­auf, dass eine gute Mann­schaft gemein­sam mehr erreicht als eine Grup­pe von Ein­zel­kämp­fern. Er kennt Stär­ken und Schwä­chen sei­ner Leu­te, und am bes­ten auch die eige­nen. Er weiß aber auch, dass nie­mand immer­zu nur von mor­gens bis abends groß­ar­tig sein kann. Er hat ein Gespür, einen Blick, ein fei­nes Ohr dafür, wie es den Team-Mit­glie­dern geht. Sein Sen­so­ri­um ver­mag viel­leicht nicht gleich wis­sen, wor­um es genau gera­de geht, doch er ahnt, dass er als Chef auch die Pflicht hat, für sei­ne Leu­te zu sor­gen, wenn es ihnen nicht gut geht.
  • Bei aller Begeis­te­rung für das Geschäft und bei allem Selbst­be­wusst­sein kennt er Mög­lich­kei­ten und Gren­zen sei­ner Füh­rung. Ihm ist klar, dass er nicht everybody’s dar­ling sein kann. Und natür­lich schämt er sich nicht zu beken­nen, dass der Rat Drit­ter eine will­kom­me­ne Gele­gen­heit ist, sich selbst, das eige­ne Ver­hal­ten kri­tisch zu hin­ter­fra­gen und so ste­tig bes­ser zu wer­den, dar­an zu wach­sen. Er geht davon aus, dass es sei­ner Mann­schaft auch so geht.
  • Ihm sind grund­le­gen­de Wer­te wich­tig. So ver­schie­den sie auch von Fall zu Fall sein mögen, sie beschrei­ben sei­ne Hal­tung, sei­nen inne­ren Kom­pass. Vor allem hat er ver­in­ner­licht, dass glei­che oder min­des­tens ähn­li­che Wer­te im Team hel­fen, aber nicht als gege­ben vor­aus­ge­setzt wer­den kön­nen. Sou­ve­rän, wie er ist, setzt er sei­ne Wer­te nicht höher an als die ande­rer. Er begeg­net ande­ren unvor­ein­ge­nom­men, bereit, sich ein­zu­las­sen auf die inne­re Land­kar­te ande­rer, die von sei­ner aller Wahr­schein­lich­keit nach abweicht.
  • Kennt er dann noch den Unter­schied zwi­schen dem Ver­hal­ten eines Men­schen und des­sen Iden­ti­tät, dann fällt es ihm leich­ter, im Umgang mit ihm Feed­back so zu geben, dass auch Kri­tik aus einer wert­schät­zen­den Hal­tung her­aus kommt und sich dar­aus Ener­gie zur Ver­än­de­rung speist.
  • Ver­än­de­run­gen sind ihm prin­zi­pi­ell als natür­li­che Reak­ti­on auf sich wan­deln­de Zu- und Umstän­de ver­traut. Er baut den Input sei­ner Mann­schaft in sein Urteil und sei­ne Ent­schei­dun­gen ein, dank­bar für ande­re Sicht­wei­sen und ergän­zen­de Infor­ma­tio­nen. Nie­mals wür­de er jedoch Stand­fes­tig­keit mit Starr­sinn ver­wech­seln und erkennt recht­zei­tig, wann es Zeit ist, einen Stand­punkt zu über­den­ken, ja: einen Feh­ler zu kor­ri­gie­ren. Das ist ihm Zei­chen von Stär­ke.

Soweit, so klar. Man mag nun fra­gen, wozu Mr. oder Ms. Per­fect dann noch Tan­dem-Coa­ching braucht. Das erwächst aus der Gewiss­heit, selbst Teil des Teams und des Sys­tems zu sein, das er führt, und aus dem er sich nicht her­aus defi­nie­ren kann. Er weiß, dass wir von Team­team all­par­tei­lich sind und aus die­ser War­te in schwie­ri­gen Situa­tio­nen den Blick auf Win-Win-Lösun­gen rich­ten, die zu fin­den oft der Schlüs­sel ist. Er ver­traut auf Kom­pe­tenz, Dis­kre­ti­on und Effi­zi­enz, die wir ihm bie­ten.

Wie zu Anfang gesagt: wahr­schein­lich gibt es sol­che Kun­den gar nicht. Fal­les Sie, lie­be Lese­rin, lie­ber Leser, ihn jedoch ken­nen oder selbst so sind, las­sen Sie es uns bit­te unbe­dingt wis­sen. Ehr­lich!